Der Musikbereich ist entsprechend der föderalen Struktur des Musikbereichs in nationalen, regionalen bzw. landesweiten und lokalen Berufsverbänden und in Fachverbänden der musikalischen Sparten organisiert. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Verbände, sich als Lobbyorganisation für bestimmte Instrumente, für das Repertoire eines bestimmten Komponisten bzw. einer Komponistin oder thematische, religiöse und wirtschaftliche Bereiche einsetzen. Sie werden oftmals überwiegend durch institutionalisierte öffentliche Förderung finanziert. Auch sind Verwertungsgesellschaften als verbandliche Interessensvertretung im Musikbereich von Bedeutung.
Der Deutsche Musikrat e.V. ist der größte nationale Dachverband des öffentlichen und intermediären Musikbereichs, in dem sich über 90 Fachverbände der verschiedenen Musiksparten und 16 Landesmusikräte organisiert haben, sowie herausragende Einzelpersönlichkeiten der Musik in Deutschland. Er vertritt die Interessen der angeschlossenen Organisationen im Dialog mit der Politik, um bezahlbare und erreichbare musikkulturelle Infrastruktur in öffentlicher Verantwortung zu schaffen und zu erhalten, den Schutz des Geistigen Eigentums zu verteidigen, angemessene Rahmenbedingungen für eine an der Kulturellen Vielfalt orientierte Kreativwirtschaft zu unterstützen und die Auswärtige Kulturpolitik im Bereich Musik als Säule der internationalen Verständigung zu fördern.
Der Deutsche Musikrat ist sowohl als gemeinnütziger Verein, wie auch als gemeinnützige Projektgesellschaft organisiert, die Träger einzelner Projekte ist, wie Wettbewerbe (z.B. Deutscher Chorwettbewerb, Deutscher Musik- und Orchesterwettbewerb oder Jugend musiziert), Bundesjugendorchester, Deutsches Musikinformationszentrum MIZ . Die Projektgesellschaft wirkt auch als Herausgeber von Veröffentlichungen zur Musiklandschaft in Deutschland.
Im Folgenden wird beispielhaft eine kleine Auswahl von Verwertungsgesellschaften und wichtigen nationalen Verbänden genannt. Ca. 300 weitere Verbände des Musikbereichs sind im MIZ hier zu finden.
Fachverbände musikalischer Sparten
Berufs- und thematische, religiöse und wirtschaftliche Fachverbände im Musikbereich
Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland – Dachverband der katholischen Kirchenmusik in Deutschland – ACV Deutschland
Darüber hinaus gibt es im Musikbereich auch Akteure und Akteurinnen kultureller Minderheiten, alternativer bzw. neuer sozialer Bewegungen und des transnationalen Musikbereichs, die sich oftmals in informellen oder offenen Netzwerken und Plattformen organisieren. Sie werden durch verbandliche Strukturen oftmals nicht erreicht oder erfasst, nehmen jedoch für diese Musikbereiche als Lobby- und Fachorganisationen eine wichtige Rolle ein – insbesondere für Innovationen und bei der Unterstützung von Nachwuchs. Die Vernetzung kann durch Projektförderung auf kommunaler, landesweiter, nationaler und europäischer Ebene gefördert werden. Oftmals wird die Arbeit ehrenamtlich oder durch Eigenmittel finanziert.
Auswahl von offenen Netzwerken und Plattformen
creole – Globale Musik aus Deutschland – Netzwerk von regionalen Musikwettbewerben globaler Musik (wieder
Klangkosmos NRW – Netzwerk von Veranstaltern globaler Musik in NRW
create music – Netzwerk popkultureller Bands und Kulturakteure in NRW
Berlin Music Commission (BMC) – Netzwerk der Berliner Musikwirtschaft
BR Heimat – Volksmusikplattform des Bayerischen Rundfunk
Offene Plattformen des transnationalen Musikbereichs mit deutscher Beteiligung
GIVE MUSIC A FUTURE – Netzwerk europäischer Jugendmusikwettbewerbe
eeemerging - Emerging European Ensembles für Alte Musik
Liveurope – europäisches Plattform-Projekt von Konzerthallen der Popularmusik zur Förderung aufstrebender europäischer Musiker:innen
In Deutschland sind sowohl professionelle Musikschaffende, wie auch semi-professionelle Musiker:innen sowie Laien- bzw. Amateurmusiker:innen mit Wohnsitz im Land aktiv. Darüber hinaus gastieren viele internationale Künstler:innen in Deutschland und wirken temporär in Koproduktionen, Projekten und transnationalen Ensembles mit. Und natürlich sind Musikschaffende aller Sparten aus Deutschland weltweit aktiv.
Deutschland hat sich zur Umsetzung der UNESCO Konvention zur kulturellen Vielfalt verpflichtet, in der Kultur als strategisches Element auf allen Ebenen für die nationale und internationale nachhaltige Entwicklung anerkannt wird (Artikel 13). Musik ist eines der effektiven Mittel für internationale Verständigung und nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit in einer globalisierten Welt.
Darüber hinaus sind Grundsätze für den Austausch von kulturellen Erzeugnissen und Dienstleistungen und kulturellen Rechten in der Konvention geregelt z.B. über Koproduktionen und gemeinsamen Vertrieb (Artikel 12), für die Sicherung tragfähiger lokaler und regionaler Märkte der unabhängigen Kulturwirtschaft (Artikel 14) und die Vorzugsbehandlung für den Kulturaustausch mit Entwicklungsländern (Artikel 16).
Diese Herausforderungen werden in Deutschland entsprechend der Gesamtstruktur der Musiklandschaft auch bei der musikalischen Auslandsarbeit angenommen:
Das Auswärtigen Amt bzw. die Bundesregierung beauftragt Mittlerorganisationen der auswärtigen Kulturarbeit wie z.B. die Goethe Institute weltweit und das Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Darüber hinaus sind zahlreiche ausländische staatliche Kulturinstitute mit Sitz in Deutschland aktiv.
Gemeinnützige spezialisierte und nationale Einrichtungen und Institutionen nehmen mit staatlicher finanzieller Unterstützung Aufgaben der Vermittlung, des Austausches sowie der Dokumentation der musikalischen Auslandsarbeit wahr wie z.B.:
Zudem haben sich nationale Dachverbände der Musik in den letzten Jahren systematisch in europäischen Netzwerken organisiert. Diese multinationalen Organisationen gewinnen immer mehr Bedeutung für die internationale Arbeit im Bereich Musik in Deutschland. Aktuell gibt es sieben EU akkreditierte europäische Netzwerke mit aktiver deutscher Beteiligung:
Wegen des Kulturföderalismus lebt die internationale und auswärtige Kulturarbeit im Bereich Musik auch von privatwirtschaftlichen Organisationen und engagierten Partnerschaften der freien Kulturszene: Kulturvereine, Festivals, Agenturen und Musikproduzenten und Musikproduzentinnen, die in Kooperation mit Partner in Europa und weltweit mit Ländern des globalen Südens realisiert werden.
Eine besondere Rolle nimmt die zentrale Fördereinrichtung für die deutsche Musikwirtschaft ein, die Initiative Musik gGmbH. Sie ist das gemeinsame Förder- und Exportbüro der Musikwirtschaft und der Bundesregierung. Sie wird getragen von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), dem Deutschen Musikrat DMR mit finanzieller Unterstützung von GVL, GEMA, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem Auswärtige Amt.
Sie hat den Auftrag, die Präsentation und Verbreitung von Musik aus Deutschland im In- und Ausland zu unterstützen. Schwerpunkt ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses aus Deutschland, von Musikern und Musikerinnen mit Migrationshintergrund sowie Livemusikclubs.
In Deutschland bestehen vielfältige Möglichkeiten für die Ausbildung in Musikberufen, für die Fort- und Weiterbildung im Bereich Musik sowie für die Wahrnehmung der Möglichkeiten von schulischer und außerschulischer Musikerziehung.
Es gibt über 30 staatlich anerkannte öffentlich geförderte Musikhochschulen, Konservatorien, Musikakademien und Hochschulen für Kirchenmusik in Deutschland. Das Fächerangebot kann von Hochschule zu Hochschule variieren und bietet ein breites Spektrum an künstlerischen, künstlerisch-pädagogischen und wissenschaftlichen Studiengängen. Auch an einigen Universitäten, Gesamthochschulen und Pädagogischen Hochschulen gibt es musikwissenschaftliche und musikpädagogische Studienmöglichkeiten.
Weiterhin gibt es zahlreiche spezialisierte Ausbildungsstätten für Musikberufe, die in öffentlicher und privatwirtschaftlicher Trägerschaft geführt werden – Informationen des MIZ.
Die öffentlichen Musikakademien des Bundes und der Ländern wirken als Einrichtungen für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Laien-, Nachwuchs- und Berufsmusiker:
Darüber hinaus werden unzählige Ausbildungs- und Fortbildungsangebote von freiberuflichen Musikern und Musikerinnen, Musikpädagogen und Musikpädagoginnen und anderen Berufsgruppen des Musikbereichs an gemeinnützigen Einrichtungen und privaten Akademien der Musikwirtschaft angeboten.
Der Unterricht an allgemeinbildenden Schulen richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen in jeweils fachspezifischer Ausprägung, so auch im Musikunterricht. Grundlage ist das individuelle Recht auf Bildung des Einzelnen als auch der staatliche Bildung- und Erziehungsauftrag. Die rechtlichen Grundlagen für allgemeinbildende Schulen liegen in den Landesschulgesetzen, die sehr unterschiedliche Schullandschaften und vielfältigen Musikunterricht zur Folge haben.
Beispielhaft kann die gemeinnützige JeKits-Stiftung in NRW genannt werden, die Schulen und ihre außerschulischen Bildungspartner bei der Umsetzung des JeKits-Programms des gemeinsamen Musizierens, Singens und Tanzens als wichtiges Element einer ganzheitlichen Bildung aller Kinder in NRW berät und fördert.
Musikerziehung und Musikpflege findet auch außerhalb der allgemeinbildenden Schulen statt:
Sonstige öffentlichen und privaten Musikschulen und andere Unterrichtsstätten für Musik – Informationen MIZ
Darüber hinaus wird Musikunterricht auch von freiberuflichen Musikern und Musikerinnen und Musikpädagogen sowie Musikpädagoginnen auf dem freien Markt angeboten für die es kein zentrales Register gibt (MIZ – Suche nach Kursen und Kongressen).
Die Anzahl der Musikfestivals und der Festivals mit Musikanteilen im Programm ist in Deutschland schier unüberschaubar. Es gibt in jeder Musiksparte sowohl Festivals in öffentlicher Trägerschaft, gemeinnützige mit öffentlicher Förderung und privatwirtschaftlich geführte. Es gibt eintägige bis mehrwöchige Festivalformate, Indoor und Outdoor Festivals, an einem oder mehreren Spielorten, mit einer oder mehreren Bühnen, als einmaliges Festival aus besonderem Anlass oder jährlich, biennal, triennal oder in unregelmäßigen Abständen. Neben den musikalischen Spielarten einer musikalischen Sparte haben Festivals oftmals auch noch ein zusätzliches Profil entwickelt. Dabei lassen sich beispielhaft folgende nennen:
Weitere Informationen zu Festivals und Festspielen finden sich auf der Seite des MIZ hier und hier, sowie in Online Festivalguides für Musikfestivals aller Art
Angesichts der Größe und Komplexität des Musikbereichs ist es an dieser Stelle nicht möglich, eine umfassende Übersicht über Orte der Musik zu geben. Auch ist es in der Sache und anders als in den meisten anderen Künsten so, dass Musik traditionell zu allen Lebenslagen und überall gespielt werden kann. In jeder Zeitepoche haben sich spezifische Orte der Musik herausgebildet wie Kirchen, Philharmonien, Opernhäuser, Clubs. Aber auch im öffentlichen Raum in ländlicher Umgebung wie in urbanen Metropolen gibt es unzählige Orte der Musik. Auch eher private Orte werden immer mehr für öffentliche Musikveranstaltungen erschlossen mit dem Konzept „Musik in den Häusern der Stadt“.
Linkliste mit ausgewählten Spielstätten-Netzwerken:
Musikbibliotheken, -archive und Museen sammeln und vermitteln Quellenmaterial, Literatur zur Musik und zum Musikleben sowie Noten, Musikinstrumente und audiovisuelle Medien.
Umfangreiche Informationen und Adressen zu den wissenschaftlichen und öffentlichen Einrichtungen und Sammlungen finden sich im Online-Portal des Deutschen Musikinformationszentrums MIZ. Dieses ist selbst eine zentrale, offene, für jede:n zugängliche Informationseinrichtung. Sie wird vom Deutschen Musikrat betrieben mit dem Ziel, das Musikleben in Deutschland transparenter zu machen, die Orientierung in der Musiklandschaft zu erleichtern sowie die Entwicklungen der Musikkulturen dokumentierend zu begleiten.
Darüber hinaus gibt es weitere relevante Online Portale zum Musikbereich:
Zudem gibt es viele private Sammlungen aller Art im Musikbereich – physisch und digital, die in der Regel jedoch nicht öffentlich zugänglich sind. Dennoch stellen sie einen wichtigen Schatz an Wissen und Erfahrungen zur Musik dar.
Bedeutung für die Dokumentation von Musik hat neben den öffentlichen Archiven, Museen und Sammlungen vor allem auch das „Cultural Mapping", die Kartierung von Musik in Deutschland gewonnen. Um musikalische Vielfalt sichtbar zu machen, wurde sie als eine zentrale Methode in den letzten Jahren populär im Zusammenhang mit der Umsetzung der UNESCO Konventionen zum Schutz und zur Förderung der kulturellen Vielfalt und des Immateriellen Kulturerbes. Untersucht wird mit dieser Methode die Beziehung zwischen Raum – Natur, urbaner und ländlicher Landschaft und Musik und Klang. Dadurch erschließen sich neue Profile von Kulturen und Gemeinschaften in Deutschland und ihre vielfältige Musikpraxis. Es werden bisher wenig bekannte, oftmals atypische Orte der Musik sichtbar. Auch Kontexte und Akteure und Akteurinnen oraler Musiktraditionen des immateriellen Kulturerbes und kultureller Minderheiten werden erschlossen.
Die Ergebnisse von Untersuchungen nach dieser Methode geben neue kulturpolitische Impulse für die Entwicklungen von Musiken und der Musiklandschaft in der sich demographisch wandelnden Gesellschaft im Zeitalter der Globalisierung. Darüber hinaus bietet das Mapping musikalischer Vielfalt auch eine Ressource für die Analyse von aktuellen Konflikten im Musikbereich, zwischen Kulturen und bietet Impulse für Nachhaltigkeitsstrategien gemäß der SDGs.
Einige Beispiele solcher Mapping Projekte sind: